Während London einen der bisher heißesten Tage des britischen Sommers erlebte, trafen sich ab dem 24.06.2025 über 1.000 führende Vertreter der Cannabisbranche für zwei Tage im Barbican Centre, um die letzte Etappe der Europäischen Cannabiswoche 2025 einzuleiten.
Obwohl ein Großteil der Teilnehmer frisch aus dem Flugzeug nach drei Tagen auf der charakteristisch lebhaften Mary Jane Berlin kamen, blieb die Stimmung – genau wie das Wetter – heiter und energiegeladen, als Cannabis Europa 2025 Hunderte der weltweit führenden Cannabis-Vertreter zu dem ersten vollgepackten Sitzungstag begrüßte.
Von Anfang an lag der Schwerpunkt der Konferenz auf der neuen Realität, dass Cannabis nicht länger ein Randthema ist, sondern ein unbestreitbarer Teil des Gesundheitswesens, der Politik und des finanziellen Mainstreams in Europa und weit darüber hinaus.
Stephen Murphy, Mitbegründer und CEO von Prohibition Partners, begann die Konferenz mit einem Aufruf an die Branche, in dem er sowohl die erzielten Fortschritte als auch die wichtigen Persönlichkeiten, Freunde und Kollegen würdigte.

„Wir als Fachleute, Wissenschaftler, Befürworter und Unternehmer sind Teil einer wachsenden Bewegung. Es war nicht immer einfach, die Branche ist auch etwas ins Stolpern geraten, aber sie hat sich angepasst und ist damit gereift. Sie steht heute stärker da als je zuvor. Es ist ein unglaublich spannender Ort, an dem wir uns befinden“, so Stephen Murphys einleitende Sätze.
„Dieses Jahr fühlt sich ein wenig anders an, denn wir haben eine unserer mutigsten Stimmen verloren. Hannah Deacon, nicht nur eine Führungspersönlichkeit, sondern auch eine Freundin für viele von Ihnen hier, die geholfen hat, das aufzubauen und zu gestalten, was Cannabis bedeutet und wie der Zugang zu Cannabis gestaltet worden ist.“
„Ihre Abwesenheit ist eine wichtige Erinnerung daran, dass ihre Weigerung, den Status quo zu akzeptieren, der Grund für diesen Fortschritt war. Während wir uns vorwärts bewegen, ist es unsere Verantwortung und unsere Chance, dieses Vermächtnis zu ehren. Keiner von uns ist passiv hier, wir sind alle hier, um den Wandel voranzutreiben.“
Im Folgenden haben wir die wichtigsten Erkenntnisse aus den lebhaften und vielfältigen Diskussionen des ersten Tages der Cannabis Europa 2025 zusammengefasst. Wenn Sie in die Details eintauchen möchten, bitten wir um etwas Geduld. Wir werden in den kommenden Wochen jede Sitzung ausführlicher behandeln.
Hauptvortrag – PHCann International

– Sasha Stefanski, CEO des Hauptsponsors der Konferenz, PHCann International, erläuterte die regulatorischen und marktbezogenen Herausforderungen, mit denen die europäische Cannabisindustrie konfrontiert ist. Er wies dabei darauf hin, dass der Sektor zwar wächst, dies aber nicht überall auf dem Kontinent gleichermaßen der Fall ist.
– Er forderte eine vereinheitlichte, stabile und skalierbare europäische Cannabisregulierung und erklärte, dass PHCann den Weg zu einem einheitlichen, regulierten und gleichberechtigten Markt eingeschlagen habe.
– Das Jahr 2024 und der Beginn des Jahres 2025 waren für die Branche von großer Bedeutung, aber die Investitionen sind nach wie vor noch bruchstückhaft.
– Die „Tage des Hypes und der überzogenen Versprechungen sind vorbei“, und da Cannabis nicht länger eine Angelegenheit, sondern Realität ist, hat sich die Diskussion vom „Wann“ zum „Wie“ bezüglich der Integration von Cannabis in die Gesellschaft verlagert.
– Die Verantwortung der Industrie hat sich weiterentwickelt: Sie muss jetzt nicht nur Produkte liefern, sondern auch Vertrauen.
– Stefanski sagte, dass Europa eine globale Führungsrolle einnehmen kann, wenn es sich für einen gemeinsamen Rechtsrahmen einsetzt, der den freien Verkehr von Produkten nach einheitlichen internationalen Regeln ermöglicht.
Das Ende der Schlange – Abschaffung von Wartelisten und Stärkung der Rechte der europäischen Cannabispatienten

Angesichts der mehr als 6,4 Millionen Menschen auf den Wartelisten des Nationalen Gesundheitsdienstes (NHS) und vielen weiteren Personen, die nicht mitgezählt werden, wurden in dieser Sitzung die realen Auswirkungen verzögerter Diagnosen für chronische Krankheiten wie Schmerzen, Endometriose und PTBS untersucht. Da die traditionellen Gesundheitssysteme überlastet sind, wenden sich die Patienten immer häufiger medizinischem Cannabis zu.
Patientengesteuerter Zugang und persönliche Veränderungen
– Pierre Van Weperen (MD, Grow Group plc) betonte, wie wichtig Cannabis für die Behandlung chronischer Schmerzen ist. Ohne die Behandlung mit der natürlichen Medizin wäre er nicht in der Lage zu funktionieren. Er beklagte die NHS-Wartelistenstatistiken (z. B. 7,4 Mio. → 7,39 Mio.), die individuelles Leiden und sogar Todesfälle verbergen würden.
– Julie Durrans (Patientenvertreterin, Kayaworks) erzählte ihre Leidensgeschichte: bis zu den Wechseljahren nicht diagnostiziert, einst täglich 30 Medikamente eingenommen, jetzt mehrere Krankheiten mit medizinischem Cannabis in den Griff bekommen. Sie braucht keine Mobilitätshilfen mehr und hat die Kontrolle über ihr Leben gewonnen. Julie betonte auch, dass legale Optionen nicht nur sicherer sind als Schwarzmarktprodukte, sondern auch erschwinglicher. Sie warnte aber davor, dass die PIP-Unterstützungszahlungen, auf die viele Patienten angewiesen sind, in Gefahr sind.
Klinische Perspektive: vorsichtiger Optimismus
– Dr. Sunny Nayee (Facharzt für Schmerzmedizin, Integro-Kliniken) beschrieb, wie er von der eigenen Voreingenommenheit zu Verschreibungen überging, nachdem er Erfolge bei Patienten beobachtet hatte. Er betonte, dass Cannabis kein Allheilmittel sei, aber bei chronischen Schmerzen die Lebensqualität insgesamt verbessere.
Zentrale Hürden und systemische Herausforderungen
– Stigmatisierung und Fehlinformationen bremsen weiterhin die Akzeptanz bei Hausärzten und Pharmaunternehmen. Viele Patienten und sogar Ärzte sind sich nicht bewusst, dass Privatrezepte legal sind.
– Mangel an Klarheit und Führung: keine spezielle britische Agentur für Cannabis, übermäßiger Papierkram und geringe institutionelle Unterstützung behindern den Fortschritt.
– Bildungslücken: Das Wissen über das Endocannabinoid-System ist minimal; finanzielle Zwänge schränken die Forschung in randomisierten kontrollierten Studien (RCTs) ein.
– Angespannte NHS-Kapazitäten: Das öffentliche System räumt der spezialisierten Versorgung chronischer Erkrankungen keine Priorität ein und drängt die Patienten in private Kliniken.
– Laut Pierre Van Weperen wird die Nachfrage der Patienten die Reform der Rechtsvorschriften vorantreiben.
Sitzung zum Stand der Dinge: Schweiz

Die Schweiz ist führend in Europas pragmatischstem Experiment betreffend Cannabis für Erwachsene. Mit Pilotprogrammen, die bereits laufen, und einem Gesetz zur vollständigen Legalisierung auf Bundesebene, das für den Spätsommer erwartet wird, geht es dort vernunftbasiert voran. In dieser Sitzung erläuterten Experten für Recht, Regulierung, Investitionen und öffentliche Gesundheit, wie das Schweizer Modell funktioniert und wohin es sich entwickelt.
Pilotprogramme auf dem Gebiet der öffentlichen Gesundheit – und sie funktionieren
– Barbara Burri (Head of Strategy, Zurich Health Services) berichtete über die ersten Ergebnisse von Zuricann, das inzwischen über 2.500 Teilnehmer umfasst und noch auf 3.000 erweitert werden kann. Sie berichtete von keinen größeren negativen Zwischenfällen und stabilen körperlichen und geistigen Gesundheitsergebnissen in der gesamten Gruppe.
– Burri zufolge sind die auf gemeinnütziger Basis betriebenen Pilotstandorte aus Sicht der Prävention und der öffentlichen Gesundheit von entscheidender Bedeutung und werden sowohl von den lokalen Behörden als auch von den Strafverfolgungsbehörden stark unterstützt.
Legalisierung in Bewegung mit einzigartiger Schweizer Struktur
– Daniel Haymann (Rechtsanwalt, MME Legal) erläuterte, dass sich der Legalisierungsprozess für Erwachsene verzögert hat, während die Pilotprogramme nutzbare Daten generierten. Ein vollständiges Legalisierungsgesetz auf Bundesebene wird nun für August/September 2025 erwartet und tritt in eine Abstimmungsphase mit Änderungsmöglichkeiten ein, die von einer starken Vertretung der Industrie und der öffentlichen Gesundheit vorangetrieben wird.
– Der legale Verkauf wird auf der Online-Ebene staatlich monopolisiert sein, mit begrenzten Einzelhandelsverkaufsstellen, die auf gemeinnütziger Basis arbeiten. Der Anbau und die Herstellung werden jedoch kommerziell und gewinnorientiert sein.
Kontrolliertes Experimentieren mit realen Daten
– Luc Richner (Mitbegründer von Cannavigia) stellte fest, dass die Schweiz eine „Spielwiese“ für regulatorische Experimente geschaffen hat, die der Branche einen Platz am Tisch mit einräumt und dynamische, evidenzbasierte Anpassungen ermöglicht.
– Die Strafverfolgungsbehörden sind mit an Bord: „Die Polizei liebt dieses Projekt“, sagte Richner – dank der Transparenz, Kontrolle und Rückverfolgbarkeit, die das Programm vertretbar und handhabbar machen.
Die wichtigsten rechtlichen und wirtschaftlichen Aspekte
– Es wird keine vertikale Integration erlaubt sein, was zu rechtlicher und operativer Komplexität führt.
– Das Modell nach dem Vorbild Quebecs wird genau beobachtet: ein staatlich monopolisierter Online-Händler, kombiniert mit begrenzten Zugangsmöglichkeiten und einer Trennung von kommerzieller Produktion und gemeinnützigem Vertrieb.
– Haymann betonte, dass nur ein wettbewerbsfähiges, gewinnorientiertes Modell den Schwarzmarkt sinnvoll untergraben kann.
Sitzung zum Stand der Dinge: Frankreich

Frankreichs medizinisches Cannabis-Pilotprogramm nähert sich einem entscheidenden Stichtag. Daher kamen in dieser Sitzung verschiedene Vertreter aus den Bereichen Recht, Industrie und Politik zusammen, um den besonderen Ansatz des Landes zu erläutern – und wie es weitergeht.
Ein pharmazeutischer Weg
– Marie Sanchez (Rechtsanwältin, NOOA Avocats) stellte klar: In Frankreich ist Cannabis entweder pharmazeutisch oder nicht erlaubt. Mit den aktuellen Vorschlägen wird kein neuer Rahmen für Cannabis geschaffen, sondern Cannabis wird direkt in die bestehenden pharmazeutischen Vorschriften integriert, mit allen damit verbundenen Lizenzierungs-, Dokumentations- und Konformitätsanforderungen.
– Während diese Komplexität einige abschreckt, sieht Sanchez darin ein nachhaltiges Modell, das die Produktkonsistenz verbessern und die zukünftige EU-weite Regulierung gestalten könnte.
Gewisse Chancen, aber hohe Eintrittsbarrieren
– Hugues Peribere (CEO, Overseed) sagte, dass Cannabis von der Liste I in die Liste V übergehen werde, wodurch es dann offiziell als Medikament eingestuft wird. Damit wird ein strenger pharmazeutischer Markt geschaffen, der teuer und stark reguliert ist, aber Raum für Innovation und langfristige Glaubwürdigkeit bietet.
– Die Unternehmen müssen als pharmazeutische Unternehmen registriert sein, eine Lizenz für die Einfuhr von Betäubungsmitteln besitzen und Qualitätsstandards erfüllen, die denen jedes pharmazeutischen Produkts entsprechen. Das Gremium war sich einig, dass es sich hierbei um ein Szenario des „Überlebens des Stärksten“ handeln wird.
Der Druck der Patienten bestimmt den politischen Willen
– Ludovic Rachou (Gründer, UIVEC) wies darauf hin, dass das Pilotprogramm nur aufgrund der Patientennachfrage verlängert wurde – ein deutliches Signal, dass die Politiker doch diesbezüglich aufmerksam sind.
– Die endgültige Genehmigung hängt von einer bevorstehenden Bewertung durch die französische Arzneimittelbehörde ab, bei der auch Rückmeldungen von Patienten eingeholt werden sollen. Wenn die Industrie jetzt keine überzeugenden Daten und Modelle vorlegt, könnte die Vergütung verloren gehen und die Chance verpuffen.
– Eine endgültige Entscheidung wird für Ende 2025 erwartet, aber Rachou warnte, dass die kommenden Wochen entscheidend seien: Dateneinreichungen, die Entwicklung von Geschäftsmodellen und ein klares Bekenntnis zu den Gesundheitsbehörden müssten sofort erfolgen.
Langfristige Vision: harmonisierte EU-Vorschriften
– Jeanroy Benjamin-Alexandre (CEO, Augur Associates) vertrat die Ansicht, dass die Besonderheiten Frankreichs und die von ihm geforderte Agilität letztlich als Testfeld für globale Modelle dienen könnten.
– Während das Fehlen von Blütenprodukten und die starre Pharmastruktur restriktiv erscheinen mögen, sind die Entwicklung des Pilotprojekts, die starke Patientenvertretung und die Betonung datengesteuerter Ergebnisse geeignet, Frankreich zu einer Blaupause für eine harmonisierte europäische Regelung für medizinisches Cannabis zu machen.
„Prevention is the New Cure“ Podcast (LIVE-Folge) – Cannabis und der NHS: Wird Cannabis im Vereinigten Königreich jemals leicht und einfach verfügbar sein?

Diese live aufgezeichnete Folge des Podcasts „Prevention is the New Cure“ brachte Politiker, Ärzte und Patientenvertreter zu einer offenen und umfassenden Diskussion über das Thema zusammen, warum der Zugang zu medizinischem Cannabis über den staatlichen Gesundheitsdienst (NHS) nach wie vor äußerst begrenzt ist.
Die Kluft zwischen Gesetzgebung und Umsetzung
– Steve Brine (ehemaliger Gesundheitsminister) erinnerte an seine Rolle bei den Gesetzesänderungen von 2018, merkte jedoch an, dass die Entscheidungen vom Innenministerium und nicht vom Gesundheitsministerium getroffen wurden – ein früher Fehltritt, der nach wie vor zu Zugangsbarrieren führt.
– Dr. Sarah Wollaston (ehemalige Vorsitzende des Sonderausschusses für Gesundheit) äußerte Bedenken hinsichtlich der Produktstandardisierung, insbesondere für ein branchenfremdes Publikum, das mit Cannabismedikamenten nicht vertraut ist.
Beweise aus der realen Welt vs. den RCT-Goldstandard
– Matt Hughes (CEO, Medcan Family Foundation) berichtete von den Erfahrungen seiner Familie mit arzneimittelresistenter Epilepsie, bei der Cannabis die Zahl der Anfälle von 120 pro Tag auf nur noch 5 reduzierte.
– Er argumentierte, dass starre RCT-Rahmenbedingungen (Randomisierte Kontrollierte Studien) aufgrund der individuellen Variabilität der Reaktion nicht für Cannabis geeignet sind. Ein Punkt, der von Tonia Antoniazzi aufgegriffen wurde, die betonte, dass Eltern die Behandlungen aus eigener Tasche bezahlen, während Studien ihre Schlussfolgerungen ziehen.
Klinische Vorsicht und Bedenken hinsichtlich der psychischen Gesundheit
– Dr. Diego Quattrone (Psychiater, King’s College London), der Cannabis nicht verschreibt, äußerte sich besorgt über den Mangel an klinischen Studiendaten, die die Wirksamkeit, insbesondere bei psychischen Erkrankungen, belegen.
– Er warnte vor THC-bedingten Nebenwirkungen, insbesondere in der Psychiatrie, und sagte, das derzeitige Nutzen-Risiko-Verhältnis erscheine in der psychiatrischen Versorgung ungünstig.
Politischer Wille und Zögern in Whitehall
– Die Abgeordnete Tonia Antoniazzi räumte zwar Fortschritte ein, sagte aber, dass das Zentrum der britischen Regierung nach wie vor zurückhaltend sei und Cannabis eher als Freizeitdroge denn als therapeutisches Produkt betrachte.
– Sie lobte die Arbeit der verstorbenen Aktivistin Hannah Deacon und fügte hinzu, dass die öffentliche und politische Aufklärung von entscheidender Bedeutung sei, um diesen Kreislauf zu durchbrechen, und dass ein einheitliches, gemeinsames Vorgehen aller Regierungsabteilungen dringend erforderlich sei.
Systembedingte Herausforderungen – und wie geht es weiter?
– Es wurde der Ruf nach einem speziellen britischen Cannabis-Forschungszentrum laut, das von der Regierung finanziert wird und mit dem NHS zusammenarbeitet.
– Das Gremium betonte die Notwendigkeit einer klaren Unterscheidung zwischen Cannabis für den Freizeitgebrauch und medizinischem Cannabis, mit besserer Kommunikation, klareren Vorschriften und ressortübergreifender politischer Koordination.
Antoniazzi enthüllte auch Pläne für einen Fonds für den Zugang von Patienten, der sich an den Bedürfnissen von Familien orientiert, die derzeit unerschwingliche Kosten schultern müssen.














